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Die Welt um uns herum verändert sich ständig. In den heutigen Zeiten des allzeit verfügbaren Informationsüberflusses, kommt es uns manchmal so vor, dass sich der Zustand unserer Gesellschaft fast täglich wandelt. Daher stellt sich zum einen die Frage, was von dem was uns umgibt ist bewahrenswert, was also ist das Gute und sollte behalten werden? Zum anderen ist es wichtig, offen und beweglich zu bleiben.
Dies sind die zwei Aspekte des Jahres-themas der Männerarbeit der EKD (1.Thess 5,21), denen sich die Teilnehmer*innen der Sommertagung der Westfälischen Männerarbeit gewidmet haben.
Zurzeit wird in vielen Medien der 1968er gedacht, die 50 Jahre später Synonym für fundamentale Umwälzungen der Bundesrepublik geworden sind. Mit Eckhard Stratmann-Mertens, dem ersten Redner der Grünen im Deutschen Bundestag, war ein Zeitzeuge zu Gast, der seine Gedanken zum Guten und Bewahrenswerten des gesellschaftlichen Aufbruchs der 1968er Jahre referierte. Die Entwicklungen sind, wie heute oft dargestellt, nicht nur positiv gewesen. Neben den Fortschritten bei der Gleichberechtigung und der Kapitalismuskritik, gab es auch negative Strömungen, die zu Gewalt und neuen hierarchischen Strukturen führten. Das Gute, das von 68 bleiben sollte, ist für Stratmann-Mertens eine klare antifaschistische Haltung der Gesellschaft und eine Antiautorität, die das Bestehende immer wieder kritisch reflektiert.
Doch wie erkennen wir das Gute und das Richtige überhaupt? Dieser Frage näherte sich Dr. Clemens Wustmanns (Humboldt-Universität Berlin) von theologisch-ethischer Seite. Religionen und Philosophien haben durchaus verschiedene Perspektiven des Guten, diese im Konsens aber alle zum gleichen Richtigen führen können, wie es am Beispiel der Menschenrechte transparent wird. Klar ist theologisch nur, dass das umfassend Gute nur bei Gott zu finden ist und unsere Kirche sich diesem nur als Ort der Vielfalt des realisierten Guten näheren kann.
Ausgestattet mit diesen beiden Impulsen gingen die Teilnehmer*innen in eine lebhafte Diskussion, um sich mit dem Jahresthema auseinanderzusetzten. Hierbei wurde auch klar, dass das Gute erkennen und das Gute tun zwei verschiedene Dinge sind. Dies wurde bei der Präsentation von Dr. Gajewski deutlich. Der Wissenschaftler des Leipniz-Instituts für Arbeitsforschung stellte neuere Erkenntnisse der Hirnforschung vor, die den Nutzen regelmäßiger Bewegung für die kognitive Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter belegt. So wurde klar, dass im Wortsinne beweglich zu bleiben, nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist vor Alterungserscheinungen schützen kann.
Doch die Erkenntnis, was das Gute für uns ist, führt nicht direkt zur Verhaltensänderung. Dies auch in Bezug auf die Mobilität im Straßenverkehr, öffentliche Verkehrsmittel oder die eigene Muskelkraft zu nutzen, um an sein Ziel zu kommen, ist sinnvoll für die Umwelt und die eigne CO2-Bilanz, aber trotz dieser Erkenntnis setzten wir uns doch meist allein in unser Auto. Einen näheren Blick auf unsere gewünschte und tatsächliche Mobilität, warfen die Teilnehmer*innen mit Hilfe von Uwe Hartmeier vom VCD (Verkehrsclub Deutschland). Klar ist, dass man auch im Alter beweglich bleiben möchte. Aber welche gesellschaftlichen Voraussetzungen brauchen wir, um dies auch nachhaltig zu können?
Dass die Sommertagung mehr Fragen hinterließ als zu beantworten, zeigt, dass das kommende Jahresthema der Männerarbeit viel Diskussionsstoff für die Männer in den Gemeinden liefert und sie auf der Suche nach dem Guten in Bewegung setzt.
Einen Bericht der Sommertagung der Männerarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Thema "Was nennst Du mich gut? Männerliche Vorbilder - vorbildliche Männer" finden Sie hier.
Im Rahmen der Sommertagung der Männerarbeit sprach Dr. Christof Eichert über Bürgerengagement. Seinen Impuls finden Sie hier als PDF-Dokument.
Die Sommertagung der Männerarbeit bot einen feierlichen Rahmen, um engagierten Männern zu danken. Der Landesvorstand ehrte Klaus Karwowski und Heinz Steinhoff mit den ersten zwei Bronze-Kreuzen der Männerarbeit.
Klaus Karwowski hat die Talente seines Handwerks wirkungsvoll in die Männerarbeit eingebracht. Seine Fachkenntnisse haben dazu beigetragen, dass im Kinderzentrum Nadeshda in Weisrussland Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten durchgeführt werden konnten. Immer wieder hat er Farben und Material gesammelt und ist zu Arbeitseinsätzen nach Weißrussland gefahren. Mit seinen künstlerischen Talenten hat er Menschen inspiriert und ermutigt, selber kreativ zu werden. Er war da, wenn er gebraucht wurde, bei Landestagungen, in der Väter-Kind-Arbeit, in Männergruppen in Gemeinden.
Heinz Steinhoff hat in die Männerarbeit Erfahrungen aus seiner Berufstätigkeit als Betriebsrat eines Bergwerks sowie aus kommunalpolitischem und kirchlichem Engagement eingebracht. Als die Menschen im Ruhrgebiet den Strukturwandel zu spüren bekamen, hat er sich als Landessynodaler um das Thema Zukunft der Arbeit gekümmert. Als Menschen nach Deutschland kamen, um hier Arbeit zu finden, ist er ihnen mit großer Offenheit begegnet und hat dazu beigetragen, dass Sie in seiner Heimatstadt auch heimisch werden konnten.
Herzlichen Glückwunsch den beiden Geehrten!